Skip to main content

Frau und Arbeit ist Regionalvertretung der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) – Ein Gespräch mit Gila Otto

Was ist darunter zu verstehen, dass Frau und Arbeit die bundesweiter gründerinnenagentur (bga) in Hamburg vertritt?

Frau und Arbeit ist ein Zusammenschluss von selbstständigen Frauen und wir sind auch die Regionalvertretung für das Bundesland Hamburg der bundesweiten gründerinneagentur (bga). Eine solche Vertretung gibt es in jedem Bundesland.

Wir Vertreterinnen verstehen uns als Thinktank für die Themen Gründerinnen und Unternehmerinnen und weibliche Nachfolge. Die bga gilt deutschlandweit als Informations- und Servicezentrum zur unternehmerischen Selbständigkeit und Unternehmensnachfolge von Frauen. Sie liefert branchenübergreifend fundierte Informationen und Beratungsangebote zu allen Phasen der Existenzgründung sowie zur Nachfolge.

Es geht also darum, Chefinnen zu unterstützen?

Wir bringen mit der bga seit 2004 – also seit 20 Jahren – Gründerinnen und Unternehmerinnen ins Licht der Öffentlich und tun viel dafür, ihre Bedingungen zu verbessern. Aber nicht nur die jetzigen und zukünftigen Chefinnen sind uns wichtig.

Gleichzeitig ist die bga Ansprechpartnerin für Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Sie bündelt Kontakte und Informationen zu Expert*innen, Studien, Beratungseinrichtungen und Netzwerken in ganz Deutschland.

Schon 2009 wurde auf der EU-Konferenz „From the European Charter for Small Enterprises to the Small Business Act“ die bundesweite gründerinnenagentur (bga) in einem EU weiten Wettbewerb als europäisches Erfolgsmodell für Unternehmerinnenförderung (Female Entrepreneurship) ausgezeichnet. Mit dem so genannten „Small Business Act“ hat sich die EU der gezielten Unterstützung dieser Unternehmen verschrieben. Gesetze und Verwaltungsvorschriften sollen zunehmend auf die Bedürfnisse der kleinen und mittleren Unternehmen ausgerichtet werden.

Anfänglich haben wir die Netzwerke aufgebaut und eine umfangreiche Schriftenreihe zu Gründungs- und Unternehmensthemen veröffentlicht die teilweise bis heute aktuell ist.

Wir finanziert sich denn diese Arbeit?

Die bga wird gefördert vom

  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
  • Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK),
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF),
  • Europäischen Sozialfonds (ESF) und
  • Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg.

Unsere Arbeit besteht inzwischen sehr stark aus der Umsetzung von Projekten für unsere Zielgruppe Gründerinnen und Unternehmerinnen. Überwiegend sprechen wir dabei die entsprechenden Multiplikator*innen an.

Einige Projekte sind schon abgeschlossen, andere sind schon in der zweiten Phase und wieder andere sind noch sehr aktiv.

Im Rahmen des Modellprojekts „FrauenUnternehmenZukunft“ wurden Handlungsempfehlungen zu Zukunftsfeldern für Gründerinnen erarbeitet:

  • Digitalisierung (2019)
  • Zukunftsmodellen weiblicher Selbstständigkeit (2020)
  • Nachhaltigkeit bei Gründungen (2021)
Also werden von der bga hauptsächlich Papiere zu verschiedenen Themenfeldern erarbeitet?

Neben dem Wort lassen wir auch Bilder und Videofilme sprechen. Die Roadshow „Meine Zukunft: Chefin im Handwerk“ zeigt erfolgreiche Handwerks-Chefinnen in einer multimedialen Ausstellung, die bundesweit in Handwerks-, Wirtschafts- und Bildungseinrichtungen gastiert. Zusätzlich wurde der YouTube-Kanal „FRAUEN.KÖNNEN.ALLES“ eingerichtet, in dem Handwerks-Chefinnen aus verschiedenen Gewerken vorgestellt werden. Im letzten Jahr fand im Folgeprojekt“ Frau-Handwerk-Nachfolge“ dazu auch eine Auszeichnung der bundesweiten Handwerkskammer statt, die frauenspezifische Angebote für Gründerinnen und Unternehmerinnen anbieten. Weitere Links & Infos

In der bundesweite Kampagne „Nachfolge ist weiblich!“, die 2008 von der bga initiiert wurde, erreichen wir im Verbund mit starken Partnerinnen und Partnern, dass:

  • mehr Frauen die Unternehmensnachfolge als interessante Karriereoption in ihre Überlegungen einbeziehen und ein Unternehmen übernehmen.
  • mehr Betriebsinhaber und Übergeberfamilien die Potenziale ihrer Töchter und Mitarbeiterinnen anerkennen und ihnen die Nachfolge übertragen.
  • die Beraterinnen und Berater mit ihrem Sachverstand mehr erfolgreiche Unternehmensnachfolgen durch Frauen begleiten.

Im Rahmen der Kampagne „Nachfolge ist weiblich“ findet jährlich am 21. Juni der nationale Aktionstag „Unternehmensnachfolge durch Frauen“ statt. Der Aktionstag ist Teil des bundesweiten „Tages der Unternehmensnachfolge“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In jedem Bundesland gibt es dann ganz verschiedene Aktionen von Verschiedenen Organisationen, die Frauen die Betriebsnachfolge schmackhaft machen. Unter Nachfolge ist weiblich ist einiges im Netz zu finden.

Glaubt die bga denn, dass Frauen auch als Gründerinnen und Unternehmerinnen benachteiligt werden?

Ja, das glauben wir und haben es mit dem Modellprojekt „KITE – KI Thinktank female Entrepreneurship“ auch nachgewiesen. KITE I  wurde von 2020 bis 2021 geförderte und brachte Expertinnen aus den Bereichen Gleichstellung, Kommunikation, Gründerinnenforschung, Design und Programmierung zusammen, um diskriminierenden Erfahrungen und Ausgrenzungsmustern auf den Grund zu gehen. 

Daraus folgernd entwickelten wir gemeinsam Ideen für eine Anwendung Künstlicher Intelligenz, die Diskriminierungsmuster bei der Gründung aufzeigt. Gründerinnen sollte dabei geholfen werden, diskriminierende Erfahrungen schneller einzuordnen, diskriminierende Muster zu erkennen und die eigene Resilienz zu erhöhen.

Inzwischen ist KITE II 2023 in die zweite Förderphase gegangen, gemeinsam mit der Hochschule Heilbronn entwickeln wir eine mobile App mit spielerischen Wegen, wie der Diskriminierung begegnet werden kann. Ich bin im Beirat von KITE II und habe schon an einigen exemplarischen Spielen teilgenommen. Das ist wirklich ein sehr innovativer Weg um der Diskriminierung zu begegnen.

Was sind denn die noch aktuellen Projekte der bga und gibt es da auch schon Ergebnisse?
Gerade mit einer Konferenz für Multiplikator*innen abgeschlossen haben wir das Projekt „InnoGründerinnen“. Uns interessiert hier die Frage, wieso nur ca. 20 Prozent der Gründenden von Start-ups weiblich sind und weshalb auf dem Weg von der Studentin hin zu der attraktiven und häufig auch lukrativen beruflichen Option als Gründungsperson überdurchschnittlich viele Frauen „verloren“ gehen. Das Projekt hat alle deutschen Hochschulen zu ihren diesbezüglichen Aktivitäten befragt, die Befragung  ausgewertet und will Hochschulen, gute Praxisbeispiele und Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Gründerinnenförderung vorstellen. Damit möchten wir dazu beitragen, die Gründungsneigung von Frauen aus den Hochschulen heraus zu erhöhen.