Rückenwind für Gründerinnen
„Rückenwind für Gründerinnen“, unter diesem Titel interviewte Stefanie Wilkens (stori.team) auf dem Hamburger Gründer:innentag Ute Lund, Öffentlichkeitsfrau der Firma Darboven und Gila Otto von Frau und Arbeit zu Gründerinnen, Projekten und einem Unternehmerinnenpreis. Die Schwerpunkte waren Diskriminierung von Gründerinnen und Unternehmerinnen, innovative Gründungen aus der Hochschule und nachhaltige Gründungen von Frauen.
Seit 27 Jahren vergibt der Hamburger Kaffeeröster Albert Darboven den IDEE-Förderpreis. Der Preis ist die einzige nationale Auszeichnung, mit der Frauen mit innovative Ideen zur Unternehmensgründungen geehrt werden. Mit der Vergabe des renommierten Preises macht Albert Darboven Frauen Mut, den Weg in die unternehmerische Selbstständigkeit zu gehen.
Unternehmerinnen mit tragfähigen und erfolgsversprechenden Business-Konzepten aus allen Wirtschaftsbereichen bewerben sich. Unternehmerinnen, die mit innovativen und nachhaltigen Geschäftsideen die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sichern, erhalten hoch dotierte (50.000, 10.000, 5.000) Preise.
2025 können die nächsten Unternehmerinnen ihre Chance wahrnehmen.
Darboven bietet zusätzlich auch jungen Unternehmen die Möglichkeit, sich über die Verpackung des Kaffees bekannt zu machen. Dafür können sich Gründer*innen bewerben und ihre Unternehmen in dieser ungewöhnlichen Form in die Öffentlichkeit bringen.
Gila Otto, als Regionalvertreterin der bga für Hamburg, stellte drei Projekte vor, die die bga Vertreterinnen aus allen Bundesländern in der jüngeren Vergangenheit beschäftigt haben.
Das spannende Projekt KITE II deckt virtuell Diskriminierung von Gründerinnen auf und bietet Möglichkeiten an, darauf zu reagieren. Dazu wird künstliche Intelligenz eingesetzt und hier zum Vorteil der Gründerinnen genutzt. Ute Lund nannte viele Preisträgerinnen, die ebenfalls in der realen Welt oft nicht ernst genommen werden.
KITE II entwickelt eine App, mit der (potentielle) Gründerinnen sich den Herausforderungen von wichtigen Gesprächen stellen können. Die Gründerinnen können über die Auswahl verschiedenen Antwortsätze oder die Eingabe eigener Antworten interagieren. Sie werden in den Situationen auch diskriminiert und erhalten danach über künstliche Intelligenz eine Aufklärung über die Formen der Diskriminierung und ein Feedback zu Ihrem Verhalten dazu.
Das gerade abgeschlossenen Projekt Innogründerinnen fragte zunächst nach der Gründerinnen- und Unternehmerinnenförderung der bundesweiten Hochschulen und wertete die umfangreichen Fragebögen wissenschaftlich aus. Daraus abgeleitet wurden Best-Practice-Beispiele, in verschiedenen Bundesländern an Round Tables diskutiert, und die Entwicklung eines mehrseitigen Leitfadens für Hochschulen, der zwischen „nice to have“ und unbedingt nötigen Basics differenziert.
Viele Studentinnen und Absolventinnen hätten sich gewünscht, dass ihre jeweiligen Hochschulen ihnen mehr Rückenwind gegeben und sie schon im Studium Selbstständigkeit gelernt hätten.
Eine der Teilnehmerinnen warf ein, dass in Kanada die Hochschulen viel Wert auf Absolvent*innen legen, die selbstständig erfolgreich sind und damit auch für den Besuch ihrer jeweiligen Institution werben. Eine solche andere Bewertung der Hochschultätigkeit könnte dazu beitragen, dass sich deutsche Hochschulen dem Thema mehr verpflichtet fühlen. Die bga arbeitet daran, die Zahl der Absolventinnen, die diesen Weg beschreiten, als Erfolgsfaktor für die jeweilige Universität zu bewerten.
Beim IDEE Preis wird auch die Erfahrung gemacht, dass in den letzten Jahren Studentinnen und Absolventinnen mit Ihrem Know-How gleich nach ihrem Uniabschluss in die Selbstständigkeit starten und nicht erst Praxiserfahrungen als Angestellte sammeln.
Die Preisträgerin aus 2023, Nina Heine mit ihrem Unternehmen Shit2Power GmbH, ist dafür ein gutes Beispiel: Sie hat sich der Abwasserklärung angenommen, da der Prozess der Abwasserklärung enorme Energie benötigt und wirtschaftlich ineffizient ist. Sie nutzt die im anfallenden Klärschlamm steckende Energie für die Klärung des Abwassersund reduziert damit signifikant Energie- und Entsorgungskosten. Ihr Unternehmen Shit2Power revolutioniert einen linearen Prozess hin zu einem Stoff- und Energiekreislauf, in dem Klärschlamm als nachhaltige Energiequelle genutzt wird.
Unser dritter Schwerpunkt, die Nachhaltigkeit, zeigt sich besonders in dem bga Projekt „Gründerinnen fördern grüne Wirtschaft“. Gila Otto sagte dazu: „Wenn Gründerinnen etwas von Gründern unterscheidet, dann, dass sie so gut wie immer einen Sinn in dem sehen, was sie tun wollen und ihnen dabei ihre Werte sehr wichtig sind.“ Die bga sieht ein Unternehmen als nachhaltig an, wenn dieses sowohl ökonomisch wie ökologisch und sozial agiert. Diesen Nachhaltigkeitsbegriff legt auch der IDEE Unternehmerinnenpreis an die Preisträgerinnen an.
Der bga gelten Gründerinnen als Pionierinnen der Nachhaltigkeit. Im Projekt „Gründerinnen fördern grüne Wirtschaft“ entwickeln wir daher Instrumente für eine gründerinnenfreundliche Wirtschaftsförderkultur, um dieses besondere Potenzial zu forcieren. „Das Projekt trägt dazu bei, die Verwirklichungs-Chancen von nachhaltigen Gründerinnen zu verbessern und unterstützt dabei auch den Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Das Projekt verzahnt Expertisen in Nachhaltigkeit, Gründung, Digitalisierung und Gleichstellung z.B. in Form entsprechender Hearings, identifiziert relevante Themenstellungen, Einflussfaktoren und Best-Practice-Ansätze, wertet sie aus und entwickelt hieraus neue Ideen zur Förderung von Gründerinnen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen.
Nachhaltigkeit ist, wie schon gesagt, auch ein Bewertungskriterium für den Idee-Förderpreis. Darboven bietet aber auch jungen Unternehmen die Möglichkeit, sich über die Verpackung des Kaffees bekannt zu machen. Dafür können sich Gründer*innen bewerben und ihre Unternehmen in dieser ungewöhnlichen Form in die Öffentlichkeit bringen.